Kaum einer würde auf die Idee kommen, auch nur einen Teil der Bildungsausgaben als Steuergeldverschwendung zu bezeichnen. Denn – so die gängige Logik – mehr Geld erhöht die Qualität der Bildung. Und welch ein Unmensch müsste man sein, um die Wichtigkeit hochwertiger Bildung in Abrede zu stellen?

Auch wenn es verständlich ist, auf Einsparungen im Bildungssektor mit einem Abwehrreflex zu reagieren, sollte die Logik hinterfragt werden. Immerhin kann dieser Reflex ziemlich teuer werden, vor allem dann, wenn er mit dem Reflex einhergeht, auf die mangelhafte Ergebnisse von Bildungsstudien mit der Forderung nach höheren Bildungsausgaben zu reagieren. Exemplarisch hierfür: Die Reaktion einer Dame vom ÖH-Vorsitzteam anlässlich der OECD-Studie „Education at a Glance 2014“. Sie ließ sich nämlich zu der populistischen und gleichzeitig abenteuerlichen Äußerung hinreißen, die Antwort auf diese Ergebnisse könne nur eine drastische Erhöhung der Bildungsausgaben sein. Dabei erteilt die OECD dieser Logik eine klare Absage:

The bottom line: Money alone can’t buy a good education system. Strong performers in PISA are those countries and economies that believe - and act on the belief - that all children can succeed in school. Among wealthier economies, those that prioritise the quality of teachers over smaller classes tend to show better performance. When it comes to money and education, the question isn’t how much? but rather for what?

Wirft man einen Blick auf die Bildungsausgaben, so fällt auf, dass die Top 3 der PISA-Studie – einer internationalen Vergleichsstudie für Schulleistungen – vergleichsweise niedrige Bildungsausgaben haben. Hongkong auf Platz 3 (Punktedurchschnitt: 554) gibt pro Jahr etwa 5.500 Euro pro Schüler/Student aus, Singapur auf Platz 2 (Punktedurchschnitt: 555) etwa 6.500 Euro und Shanghai als Klassenbester (Punktedurchschnitt: 588) sogar weniger als 4.000 Euro (alle Werte sind kaufpreisbereinigt). Zum Vergleich: Österreich erreichte bei der PISA-Studie 2012 einen Punktedurchschnitt von 501 Punkten. Dies stellt ein durchschnittliches Ergebnis dar – der OECD-Durchschnitt liegt bei 497 Punkten. Die Kosten für dieses Ergebnis sind allerdings sehr hoch, denn Österreich gibt im Jahr pro Schüler/Student über 9.400 Euro aus.

Nun könnte der eine oder andere einwenden, dass Österreich mit diesen Ländern bzw. Regionen nicht vergleichbar sei, da die Einstellung zur Bildung vor allem in asiatischen Ländern eine völlig andere ist als in europäischen Ländern. Das mag zwar richtig sein, allerdings sollte man sich in diesem Fall die Frage stellen, warum dem so ist.

Wie dem auch sei: Die Top 3 der PISA-Studie führen den europäischen Ländern eindrucksvoll vor Augen, wie ein erfolgreiches und gleichzeitig relativ günstiges Bildungssystem aussehen kann. Doch selbst wenn man sich die Klassenbesten nicht zum Vorbild nehmen will – was angesichts der angespannten Budgetsituation zumindest unverständlich, wenn nicht sogar gefährlich ist – würde ein Blick zum großen Nachbarn genügen, der mit weniger Ausgaben bessere Ergebnisse zustande bringt. Deutschland erreichte nämlich bei der PISA-Studie 2012 immerhin 515 Punkte (war also signifikant besser als Österreich), und das bei Ausgaben von knapp 7.800 Euro pro Jahr und Schüler/Student.

Das bedeutet, dass zumindest (im Falle des unambitionierten Vergleichs mit Deutschland nämlich) 1.600 Euro pro Jahr und Schüler/Student ihren Zweck verfehlen. Umgelegt auf die gesamten Bildungsausgaben: Die Steuergeldverschwendung im Bildungsbereich beläuft sich auf mindestens 3 Mrd. Euro. Jahr für Jahr.